Bereits 2005, kurz nach dem Geiseldrama beschäftigte sich die Fotografin zum ersten Mal mit der Tragödie. Kurz nachdem sie ihr Studium bei Jörg Sasse an der Folkwang-Schule in Essen (1999-2004) beendet hatte, fuhr sie nach Bad Tölz in Bayern, wo einige der Geiselkinder mit Eltern eine Rehabilitationskur machten. So entstand die Serie „Out of Context“, bei der die sprachlosen und traumatisierten Kinder vor der heilen Bergkulisse der bayerischen Alpen aufgenommen wurden. Eine Diskrepanz, die noch dadurch verstärkt wurde, dass die Eltern ihre Kinder in deren besten Sonntagskleider, oder auch in die mitgebrachten Nationaltrachten kleideten.
Für die Serie Russkie (2007) bereiste Khoroshilova das ländliche Russland und fand dabei „Eine Welt jenseits aller medialen Aufgeregtheit, jedes schnellen Massenkonsums und jeder virtuellen Vernetzungshysterie“ vor. Die Porträtierten entschieden selbst, wie sie abgebildet werden wollten und inszenierten sich umgeben von ihren alltäglichen Gegenständen und deutlich sichtbar an Kleidung und Details als Zugehörige zu einer ethnischen Minderheit.
Damit spürt die Fotografin dem wiedererwachenden Multikulturalismus des Vielvölkerstaates Russland. Herausgekommen sind dabei Aufnahmen, die die westlichen Vorurteile über „die Russen“ als homogene Gruppe über den Haufen werfen.
Das Interesse für soziale und ethnografische Fotografie hat Khoroshilova schon früh entwickelt, beeinflusst auch durch die eigene Geschichte. Als Fünfzehnjährige verließ die Künstlerin Moskau und kam auf ein Internat in Norddeutschland. Die Erfahrung des Anders-Seins, der Fremde und zusätzlich noch der spezifischen Isolationssituation des Internates, haben ihren Blick für die Anderen, die Minderheiten geschärft.