Überwachung, Beobachtung und Selbstbeobachtung spielen in den Arbeiten des Künstlers eine tragende Rolle. Ihm geht es um das Ausloten von „Beobachtungs- oder Überwachungsräumen“, in denen durch die Positionierung von Kameras beobachtet und überwacht wird. In seinen zum Teil monumentalen Malereien setzt der Absolvent der Wiener Universität für angewandte Kunst die klassische Perspektive der Überwachungskamera zum einen als Stilmittel ein, um die Frage der Beziehung zwischen Beobachteten und Beobachter zu stellen, zum anderen richtet er seinen kritischen Blick auf die Diskussionen nach innerer Sicherheit, die seit den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA mehr denn je im Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit stehen.
Die meisten Figuren in Schichos Bildern vermitteln einen unsicheren, verängstigten, pessimistischen oder auch gleichgültigen Eindruck. Wissen sie, ob sie gerade aufgezeichnet oder “nur“ beobachtet werden? Wissen sie, wie lange die Bilder gespeichert bleiben oder wofür die Personen „hinter der Kamera“ die gespeicherten Daten in der Folge verwenden? Wollen sie durch ihre (gespielte?) Teilnahmslosigkeit unauffällig wirken, um dem kritischen Kameraauge unverdächtig zu erscheinen, oder haben sie sich in ihrem Sozialverhalten dem Überwachtwerden bereits soweit angepasst, dass ihr apathisches Handeln als innerhalb der Norm bezeichnet werden kann? Schichos Protagonisten werden nicht nur an öffentlichen Orten wie etwa im Casino, Flugzeug, Schwimmbad oder im Supermarkt beobachtet, sondern auch im privaten Bereich beim Tanzen, auf der Vespa fahrend oder beim Tête-à-tête im Caféhaus überwacht. Resignativ und abwesend blicken die Dargestellten aneinander vorbei ins Leere. Durch diese fehlende Interaktion beschreibt Schicho Situationen, die die Menschen in ihrer Einsamkeit und emotionalen Isoliertheit zeigen. Erinnerungen an den Roman „1984“ des englischen Schriftstellers George Orwell werden wach, in dem das Leben der Hauptfigur, Winston Smith, durch ständige Überwachung, Angst und Mangel an persönlichen Beziehungen charakterisiert ist. In nahezu allen Arbeiten Schichos Bilderserie findet sich eine Person dargestellt – oft ist es der Künstler im Selbstporträt – die sich in direktem Blickkontakt mit dem Betrachter befindet. So entsteht ein Spannungsbogen zwischen anschauen und angeschaut, zwischen beobachten und beobachtet werden, der die Frage nach dem „Wer observiert hier wen?“ bewusst offenlässt. Dies ist in der Kunstgeschichte ein beliebtes Motif, und wurde zum Beispiel in Manet’s „Olympia“ oder Mary Cassatt’s „Woman in Black at the Opera“ thematisiert. In Schichos Werke visualisiert das konzentrierte, misstrauische, bisweilen aggressive „in die Kamera Blicken“ des Künstlers ein genaues Hinschauen auf gesellschaftliche Vorgänge.