Biography

"Die Arbeit entstand aus dem Glauben, dass es möglich ist, im Kontext der künstlerischen Avantgarde der 60er Jahre eine Aussage über Figuration zu treffen. Der Mainstream in der Kunst war damals, wie vom New Yorker Museum of Modern Art postuliert, dass der Weg der Moderne von Mondrian zum Minimalismus führt. Ich war mit vielen der Minimalisten befreundet. Ich liebte ihre Arbeit. Aber die Idee, dass 40.000 Jahre der Menschheit, die figurative Bilder gemacht haben, wegen Donald Judds leeren Kästen nicht mehr möglich sein sollten, war und ist auch weiterhin lächerlich.“

Allen Jones wurde 1937 in Southampton geboren. Als er drei Jahre alt war, zog die Familie in den Westen von London. Jones studierte von 1955 bis 1960 am Hornsey College of Art und am Royal College of Art in London, wo er Studienkollege von R. B. Kitaj und David Hockney war. Nach einem Jahr am Royal Collage wurde er der Schule verwiesen. Ab 1964 lebte er für zwei Jahre in New York, wo er, inspiriert von der sexuell motivierten populären Illustration der 1940er und 1950er Jahre seinen erotischen Stil entwickelte. Diese Illustrationen faszinierten ihn, weil die stark übertriebenen Körper ihn an den deutschen Expressionismus erinnerten, sich aber in einem stark kommerziellen Kontext befand. Jones erklärte seine Faszination folgendermaßen:

„Fetischismus brachten Bilder hervor, die mir gefielen, weil sie gefährlich waren. Sie handelten von persönlichen Obsessionen. Sie standen außerhalb des akzeptierten Kanons des künstlerischen Ausdrucks und schlugen neue Wege vor, die Figur darzustellen.“

Nach seiner Rückkehr aus New York im Jahre 1969 begann er, sich mit Skulpturen zu befassen.

Im selben Jahr kreierte er die bis heute kontroverse Skulpturenserie Hatstand, Table and Chair. Diese zeigt aufreizende, lebensgroße und realistisch wirkende Frauenfiguren aus Stahl und Fiberglas, welche gefesselt und als Möbelstücke fungieren. Es gab eine Welle von Kritik aus der feministischen Szene. Die britische Filmemacherin Laura Mulvey schrieb in ihrem Essay mit dem Titel You Don’t Know What Is Happening, Do You Mr Jones? Jones sei ein Sexist und Fetischist, welcher seine sexuellen Komplexe durch seine Kunst ausübe. Im Jahre 1978 brachte die Serie erneut Schlagzeilen,  da ein Museumsbesucher die Serie mit Stinkbomben bewarf.  Acht Jahre später, am Internationalen Frauentag, wurde Chair bei einer Ausstellung in der Tate Gallery durch Abbeizmittel beschädigt. Trotz seiner Polemik hat die Werkserie kunsthistorisch große Bedeutung. Stanley Kubrick ließ sich von diesen Skulpturen für die Innenausstattung der Korova Milchbar in seinem Film Clockwork Orange inspirieren. Jones Stil war immer wieder von Interesse für Filmregisseure. Im Jahre 1975 wirkte er im französischen Spielfilm Maîtresse als Setdesigner mit. Karl Lagerfeld entwarf die Kostüme.

1986 wurde er als Vollmitglied in die Royal Academy of Arts gewählt. Er bekam zahlreiche Soloausstellungen im Laufe seiner Karriere, so zum Beispiel in der Serpentine Gallery (1979), der  Barbican Art Gallery (1995), dem Kunsthaus Köln (2000), der Tate Britain (2007) und der Royal Academy (2015). Außerdem stellt er regelmäßig bei der documenta in Kassel aus, das erste Mal im Jahre 1968.