-Peter Baum
Geboren 1928, wuchs Alfred Hrdlicka in einem kommunistisch geprägten Umfeld auf. Sein Vater war Gewerkschaftsfunktionär und während des Naziregimes mehrmals in Haft. Ab 1942 ging Hrdlicka in die Lehre, er sollte Zahntechniker werden. Seine ersten Plastiken entstammen aus dieser Zeit. 1945 traf er den österreichischen Schriftsteller und kommunistischen Politiker Ernst Fischer, der ihn zum Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien ermutigte, wo Hrdlicka von 1946-52 Malerei und von 1953-57 Bildhauerei bei Fritz Wotruba studiert. 1955 gründete er mit seinem Kollegen Georg Eisler eine Lithowerkstatt in Wien.
Ein Querdenker, der sich nicht den gängigen künstlerischen Moden der Nachkriegszeit anpassen wollte, orientierte sich Hrdlicka an den Deutschen Expressionisten. In politischen Arbeiten stellte er den Menschen schonungslos als triebhaft und verbrecherisch, aber durchaus auch verletzlich dar. Die Gefahr von Machtmissbrauch und dessen Folgen war ihm ein wichtiges Thema, wie zum Beispiel im Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, welches sich im Zentrum von Wien vor dem Museum Albertina befindet, zu sehen ist.
1964 nahm Hrdlicka an der Biennale in Venedig teil, wo er seinen internationalen Durchbruch mit einer Kreuzigungsgruppe machte. Auch wenn er ein bekennender Atheist war, fanden christliche Themen immer wieder Einzug in sein Werk. Dies ist vielleicht nicht zuletzt seiner Herkunft aus dem katholischen Österreich zuzuschreiben. Ein Beispiel dafür ist der 1970-72 entstandene Plötzenseer Totentanz, eine Gemäldegruppe in der Gedenkkirche im Evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee.
Gegen Ende seines Lebens hatte Hrdlicka vermehrt gesundheitliche Probleme. Aufgrund Bandscheibenprobleme musste er sich von der Bildhauerei verabschieden und widmete sich voll und ganz dem Zeichnen. Alfred Hrdlicka verstarb 2009 im Alter von 81 Jahren.